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Die Zabbaleen von Kairo – Pioniere des Recyclings, übersehen und unersetzlich

Am Rand Kairos, am Fusse der Mokattam-Hügel, liegt Manshiyat Naser – vielen besser bekannt als die „Zabbaleen-Stadt“. Hier lebt eine koptisch-christliche Gemeinschaft, die seit den 1920er-Jahren auf ganz eigene Weise die Müllentsorgung der ägyptischen Metropole prägt.

Die Zabbaleen („Müllmenschen“) stammen ursprünglich aus dem ländlichen Oberägypten. Mit einfachsten Mitteln haben sie ein informelles, aber höchst effizientes System geschaffen, das weltweit einzigartig ist: Täglich verarbeiten sie rund 7.000 Tonnen Abfall – und recyceln dabei bis zu 85 % davon. Ein Wert, den keine moderne Abfallwirtschaft erreicht.

In improvisierten Werkstätten und kleinen Familienbetrieben wird alles Verwertbare aussortiert, wiederverwendet oder verkauft – von Plastik über Metall bis zu organischen Resten, die als Tierfutter dienen. Was wie Chaos wirkt, folgt einem ausgeklügelten Kreislauf.

Doch obwohl sie das Rückgrat des städtischen Recyclings bilden, arbeiten die Zabbaleen meist im Schatten. Sie kämpfen um Anerkennung und wirtschaftliches Überleben – oft im Wettbewerb mit internationalen Unternehmen, die zwar staatlich beauftragt sind, aber deutlich weniger effizient arbeiten.

NGOs, Aktivistinnen und Sozialunternehmerinnen setzen sich seit Jahren für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein. Trotzdem ist die gesellschaftliche Integration der Zabbaleen ein langwieriger und steiniger Prozess.

Meine fotografische Arbeit wirft einen Blick hinter die Kulissen dieses Lebens zwischen Müllbergen, Improvisation und Würde. Sie zeigt Menschen, die im Verborgenen ein Modell für nachhaltige Kreislaufwirtschaft leben – in einer Welt, die sich mehr denn je nach genau solchen Lösungen sehnt.

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